Schatten
Rückkehr vom Berg...


Der Klang der ersten Schritte
verliert sich
in der dunklen Luft der Nacht.
Ein schmaler Weg wie eine Brücke:
Er leitet dich,
doch wohin hat er dich gebracht?

Du wendest deinen Blick nach oben.
Der Schatten deines schwarzen Berges
spiegelt sich in deinem Angesicht.
Am Horizont ein Feuerbogen.
Die kalte Glut des fernen Herdes
erlischt im ersten Morgenlicht.

Der Berg wirft keinen Schatten mehr,
und einsam stehst du über allem
neben deines Gipfels Kreuz.
Die Welt ist endlich unter dir.
Schon ist der erste Schnee gefallen.
Du siehst die Farben eines Winterkleids.

Was hast du dort verloren,
wo bald die Winterstürme toben?
Ist der Tag nicht längst erfroren?
Was suchst du noch dort oben?

Das Tal rückt langsam näher
mit seinen kahlen Sommerwiesen.
Die graue Luft wird immer schwerer.
Wo bist du nur gewesen?

Dein Berg verbirgt sich
in den Wolken der Septembertage.
Und so entlässt er dich
mit der Antwort nun auf deine Frage.

Du warst für einen Augenblick
mit deiner Seele ganz allein
weit weg, an einem fernen Ort.
Du kannst den Sinn dir nicht erklären.
Und erst auf deinem Weg zurück,
da weißt du langsam insgeheim:
Vielleicht gehst du ja doch nur fort,
um einfach wieder heimzukehren.


(c) 2003