Skitour Larstigspitze - 3173 m
(12.Februar 2008)

Die Schlittelbahn zur Guben-Schweinfurter Hütte war in gutem Zustand. Auf glattgequetschtem Schnee ging es in gemächlicher, fast abriebfreier Fahrt durch beschaulichen Bergwald beeindruckend flach dahin. Das hilft beim Energiesparen, denn die aufwändige Flächenausleuchtung konnte zu 100% durch den einfachen, aber unverständlicherweise nicht EU-subventionierten Tastsinn ersetzt werden. Das Mondlicht schien vergebens in irgendeinem anderen Tal, und dennoch konnten die Batterien der Stirnlaterne für weitaus essentiellere Dinge (wie z.B. die Sirenen von Spielzeugautos) aufgespart werden. Die Larstighöfe glitten vorbei, die AV-Hütte mit dem zeitgemäß emanzipatorischen Doppelnamen ebenso. Noch irgendeine Alm tauchte auf und verschwand wieder, bevor das Tal endlich völlig flach wurde. Bald waren die letzten Spurreste hinter einer Schneeverwehung verschollen, und der nur wenig hohe Neuschnee sorgte für einen angenehm knirschenden Skitourensound.

In der Morgendämmerung schnarchten dunkle Berggesellen rechter und linker Hand vor sich hin. Die Ruhe war schon fast beklemmend, als ganz plötzlich, gerade noch rechtzeitig den drohenden Sekundenschlaf verhindernd, wie aus dem völligen Nichts eine echte Kehre auftauchte! Sauberes Abschwingen war angesagt, um die nur noch an ein einem seidigen Faden hängenden Plüschfelle nicht zu verärgern. Skibindung und Kniegelenke quietschten um die Wette und in nicht mehr ganz völliger Stille war nach wenigen Schritten das Zwieselbachjoch erreicht. Einmal mehr glänzte der Breite Grieskogel friedlich in der Morgensonne. Nur wenige Spuren durchzogen das Schmollgesicht des gleichnamigen Ferners.
Photo: Breiter Grieskogel // (c) oeg
Die Gefahr eines etwaigen Massenandrangs war also zunächst gebannt und einer der dunklen Berggesellen von nebenan wurde zum vorläufigen Etappenziel erklärt:
Photo: Larstigspitze // (c) oeg
Das Gelände wurde allmählich steiler. Es war sogar schon fast skitauglich steil, als der leidenschaftlich bodenlose Bruchharsch schon bald nach einem Skidepot verlangte und ein Ausweichen auf weniger bodenloses Gestein erlaubte. Das Gestein war schön festgefroren, wahrhaft genussreich zu begehen und tröstete so über die entgangenen harschigen Abfahrtsfreuden hinweg, bis schließlich eine nicht mehr ganz skifreundliche Hangneigung erreicht war. Von hier führt eine bequeme Rampe auf den Grat, die einem Fangnetz gleicht für alle auf einer Höhe von 3043m ü.M. angesiedelten Schneekristalle der Region.
Photo: Larstigspitze // (c) oeg
Die Frage, warum das Tragen von bunten Kunststoffgamaschen bei Skitouren eigentlich unsittlich ist, musste am nachfolgenden, knochentrockenen Grat bald der Versuchung weichen, sich der larstigen Plastikskistiefel vielleicht doch besser ganz zu entledigen, um die verbleibenden Felspassagen revolutionär und einfach und strumpfsockig anzugehen.
Photo: Larstigspitze // (c) oeg
Eine grobkörnig cremige Schneeauflage auf den letzten Platten räumte dann aber alles progressive Gedankengut ganz zweifelsfrei aus, und in konservativer Pickel-und-Steigeisen-Technik wurden die obersten Höhenzentimeter zum Gipfel gewonnen.

Larstigspitze 3173m mit therapeutischem Spassfaktor!
Photo: Larstigspitze // (c) oeg
Nach nebenwirkungsfreiem Abstieg und nachdem das Plüschfell unter erheblicher Feinstaubentwicklung wieder am Ski festgestreichelt war, konnte noch der obligatorische Grieskogel in Angriff genommen werden, der einen guten Überblick über alle benachbarten Kögel bietet.
Photo: Sellrainberge // (c) oeg
Der Obergeselle darf natürlich auch nicht fehlen:
Photo: Strahlkogel // (c) oeg
Und klarer Fall: für einen bekennenden Traumabfahrtshasser kommt natürlich nur das Zwieselbachtal für den Rückweg in Frage!
Photo: Zwieselbachtal // (c) oeg
Mehr Fotos und eine genauere Routenbeschreibung finden sich hier...

Traumtourengrüße von
oeg