Der Salurn-(oder Saldur-)kamm in den südlichen
Ötztaler Alpen steht völlig im Schatten der bekannten
Weisskugel.
Mit dem Doppelgipfel Saldurspitze (3434 m) /
Lagaunspitze (3442 m) und der vorgelagerten Ramudelspitze
trägt er dennoch einige sehr lohnende Ziele, die nur
selten bestiegen werden. Über dem Vernagt-Stausee
fällt schon bei der Anfahrt ins Schnalstal die Lagaunspitze
sofort ins Auge, die sich bei schönem Wetter malerisch
im Wasser spiegelt.
Man blickt direkt auf die Ostflanke, die
auf der rechten Seite vom steilen Ost- und auf der linken Seite
vom leichteren Südostgrat begrenzt wird. Links des
Gipfels erkennt man das flache Becken des südlichen
Lagaunferners, über den sich der Gipfel im Frühjahr
auch als lohnende Skitour ersteigen läßt.
Die Namensgebung ist in diesem Gebiet nicht eindeutig. Je nach
Karte tragen die Gletscher die Bezeichnung
Lagaun-/Lazaun-/Saldur- oder Salurnferner, und oftmals wird
für alle Gletscher sogar der gleiche Name verwendet.
Das Wetter ist für diese Jahreszeit (3. November)
ungewöhnlich warm. Dennoch haben hier die
Neuschneefälle der vergangenen Woche für
recht winterliche Verhältnisse gesorgt.
Aufgrund der kurzen Tage ist ein nächtlicher Aufbruch
notwendig. Bei fast Vollmondlicht ist der Weg von Kurzras zur
Bergstation des Sessellifts auf der Lazaunalpe aber gut zu finden.
Nach einer flachen urtümlichen Hochebene folgt steiles
Moränengelände. Hier war heute auch die
Schneegrenze. Bald ist alles in tiefstes Weiß getaucht,
und der Sonnenaufgang sorgt für eine grandiose
Morgenstimmung:
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Der Blick fällt auf einen weiteren lohnenden Berg im
Schatten der Weisskugel: die 3459 Meter hohe Schwemser Spitze -
im Frühjahr ebenfalls ein erstklassiges Skiziel mit leichter
Kletterei am Gipfelaufbau:
Die bereits beim ersten Morgenlicht
aufkommenden Quellwolken verheißen nichts Gutes. Die
Föhnlage ist sehr instabil.
Noch ist das Wetter brauchbar. Der Anstieg führt direkt an
einem schönen Eisbruch im Lagaunferner vorbei:
Den Gletscher selbst betritt man nicht. Von oben
grüßt die Lagaunspitze herab. Links der verschneite
Ostgrat. Die Schneehöhe beträgt an dieser Stelle
bereits gut 50 cm mit einer nur teilweise tragfähigen
Harschschicht.
Punkt 3151 im Ostgrat der Lagaunspitze ist erreicht.
Das Wetter wird schlechter. Auf dem Foto sieht man vorne den
Ostgrat, der nun im III. Schwierigkeitsgrat zum Gipfel
führt. Links sieht man den Südostgrat, dem man im
Abstieg aber nur ein kurzes Stück folgt, um bald nach
links die knapp 45 Grad steile Flanke hinunter zu steigen und
zum Gratabsatz zurück zu queren. Der oberste Teil der
Flanke ist von hier aus nicht sichtbar. Die Schneehöhe im
Gipfelbereich beträgt ca. 70 cm, stellenweise bis 1 m.
Bei höherer Schneelage ist in diesem Bereich auf
Lawinengefahr zu achten!
Der Anstieg mit Steigeisen über den verschneiten und
vereisten Ostgrat ist schwierig und teilweise ausgesetzt.
Die Felsen sind aber fest und bieten nun eine ausgesprochen
hochalpine Klettereinlage. Bei sommerlichen Bedingungen
wäre dies eine schöne Genusskletterei. Heute
ist jedoch vollste Konzentration angesagt. Das Freilegen
der Griffe und Tritte ist mühsam und zeitraubend.
Aber immer wieder kommt doch noch einmal die Sonne durch,
und die Mühe wird mit tollen Tiefblicken belohnt.
Vom Gipfel fällt der Blick auf die Saldurköpfe.
Die etwas niedrigere Saldurspitze läßt sich
über den Verbindungsgrat leicht erreichen. Der
Übergang zu den Saldurköpfen ist schwieriger.
Der Grat zur Saldurspitze ist heute stark überwächtet.
Die Föhnwalze hängt direkt über dem Salurnkamm und
sorgt jetzt für ausgesprochen unangenehme
Verhältnisse:
Schon wieder dunkel? Morgendliche Abendstimmung auf der
Lagaunspitze... - Die Fernsicht hält sich in Grenzen, ist bei
gutem Wetter aber sicher sehr umfassend, da man sich auf einem
hohen, vorgelagerten Punkt genau zwischen den Ötztaler Alpen und den
Ortler Bergen befindet.
Es reißt kurz auf. Der Blick wandert zurück über
den Ostgrat in Richtung Stotz. Links unten die Lazaunalpe. Weiter
unten ist auch die Seilbahnstation Kurzras zu erkennen. Vom 2887 Meter
hohen Stotz ließe sich der genannte Gratabsatz auch in einer
Gratüberschreitung erreichen.
Die ersten Felsen am Südostgrat sind ebenfalls vereist und etwas
heikel. Eine kurze Kaminartige Rinne (II) führt nach links
hinunter in die Ostflanke. Es folgen ein paar nicht sehr steile, aber
vereiste Platten, die nicht ganz einfach zu überwinden sind.
Bei einem schmalen Absatz gibt es eine kurze Verschnaufpause, bevor es die
Ostflanke in nun ziemlich tiefem Schnee hinab geht. Man erreicht
bald flacheres Gelände und kann in einer etwas länglichen
Querung mit kurzem Gegenanstieg den Gratabsatz 3151 m erreichen.
Noch einmal der schöne Eisbruch des Lagaunferners beim Abstieg
von Punkt 3151 m:
Der Schnee ist mittlerweile etwas schwerer geworden.
Das Vorwärtskommen wird durch die harte oberflächliche
Harschschicht etwas schmerzhaft am Schienbein...
Die Lazaunalpe ist wieder erreicht. Die Anspannung läßt
nach. Hier ist es endlich etwas freundlicher, und die Kleider
können trocknen. Der Gipfel ist in Wolken. Ein Großteil
des Anstiegsweges ist aber gut zu erkennen:
Nach dem Eisbruch hält man sich links auf einer
Art Rampe direkt in Richtung auf den Gratabsatz bei 3151 m.
Im oberen Teil vor dem Absatz ist das Gelände recht steil und
es müssen ein paar leichte Felsstufen überstiegen werden.
Am Vernagt-Stausee herrscht freundliche Spätherbsstimmung bei
fast sommerlichen Temperaturen...
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